Natives Olivenöl extra, auch extra vergines Olivenöl genannt, ist die höchste deklarierte Güteklasse.
Der Begriff setzt sich aus nativ ( = naturbelassen) und extra ( = hohe Qualität) zusammen.
Bei einem extra nativen Olivenöl darf das Öl nur mit mechanischen Verfahren aus der Olive extrahiert werden. Die Zufuhr von Wärme und chemischen Mitteln,
um mehr Öl aus der Olive zu extrahieren ist verboten.
Ein natives Olivenöl extra muss folgenden Zusatz auf dem Etikett führen:
"Erste Güteklasse, direkt aus Oliven, ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen."
„Direkt“ bedeutet, dass für ein extra natives Olivenöl, dass Öl nur aus frischen Oliven gepresst werden darf. Nicht zulässig ist das Extrahieren aus Olivenresten, die bereits gepresst wurden.
„Mechanisch“ bedeutet, dass das extra native Olivenöl ausschließlich durch Maschinen gepresst werden darf und nicht mit Hilfe chemischer Mittel aus den Olivenbrei gelöst wird.
Das wäre bei der Güteklasse „Olivenöl“ der Fall.
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Der Begriff "kaltgepresst" ist Marketing
Gerne wird synonym zum Begriff „natives Olivenöl extra“ auch das Wort „kaltgepresst“ verwendet. Das Wort “kaltgepresst” ist aber heutzutage obsolet, denn eine „Heißpressung“ gibt es seit 100 Jahren nicht mehr. Früher wurde heißes Wasser über die Oliven gegossen, um auch noch den letzten Tropfen Öl
aus der Olive zu ziehen. „Kaltgepresst“ war daher ein Qualitätsmerkmal.
Aber da es die heiße Pressung nicht mehr gibt, ist auch der Begriff „kaltgepresst“ hinfällig.
Heute dient damit das Wort kaltgepresst mehr dem Marketing, als der Qualität.
So definiert die EU "natives Olivenöl extra"
„Öle, die aus der Frucht des Ölbaumes ausschließlich durch mechanische oder sonstige physikalische Verfahren unter Bedingungen, die nicht zu einer Verschlechterung des Öls führen, gewonnen wurden und die keine andere Behandlung erfahren haben als Waschen, Dekantieren, Zentrifugieren und Filtrieren, ausgenommen Öle, die durch Lösungsmittel, durch chemische oder biochemische Hilfsmittel oder durch Wiederveresterungsverfahren gewonnen wurden, sowie jede Mischung mit Ölen anderer Art.„
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Welche gesetzlichen Anforderungen muss ein extra natives Olivenöl erfüllen?
Damit sich ein natives Olivenöl extra auch so nennen darf,
müssen gesetzliche Anforderungen für diese Güteklasse erfüllt sein:
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Die Oliven müssen innerhalb von 24 Stunden nach Ernte verarbeitet werden, damit die Qualität erhalten bleibt.
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Während des Pressvorgangs darf die Temperatur die 27 C° Marke nicht überschreiten
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Der Säuregrad darf 0,8% nicht überschritten werden. Der Säuregrad gibt Aufschluss über die Qualität der verarbeiteten Oliven.
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Der Peroxidwert darf 20 meq O2 / kg nicht übersteigen. Dieser Wert zeigt an, wie sehr die Oliven nach Ernte und Produktion oxidiert sind, dh. wie lange sie auf die Pressung warten mußten.
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Fehlnoten im Aroma dürfen nicht vorkommen: z.B. Essig, reife Früchte und Nüsse
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Natives Olivenöl muss fruchtig, bitter und scharf sein und im Abgang im Hals leicht brennen.
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Der Säuregrad bei nativem Olivenöl extra
Der Säurewert dient gerne als Qualitätsmerkmal eines Olivenöls. Je niedriger er ist,
desto qualititiv hochwertiger waren auch die Oliven.
Premium-Olivenöle können einen Säuregrad von 0,2-0,6 % erreichen,
während der Gesetzgeber max. 0,8% vorschreibt.
Mit der Lagerung erhöht sich der Säuregrad des Olivenöls etwas.
Natives Olivenöl extra in Premium-Qualität
Wo liegen die Unterschiede zwischen einem herkömmlichen nativen Olivenöl extra
und einem nativen Olivenöl extra in Premium-Qualität?
Ab dem Moment, an dem eine Olive vom Baum geerntet wurde, setzt der Oxidationsprozess schnell ein, denn durch die Ernte besitzen die Oliven kleine Wunden, die mit Sauerstoff in Kontakt kommen.
Man kennt die Oxidation bereits von einem geschnittenen Apfel. Gleich nachdem er aufgeschnitten wurde, beginnt der Apfel braun zu werden. Ab diesem Zeitpunkt beginnt er schlecht zu werden.
Um der Oxidation entgegenzuwirken, muss die Ernte also so schonend und schnell wie möglich erfolgen.
Ein Premium Hersteller wird nach der Ernte seine Oliven innerhalb von 4-8 Stunden in die Mühle bringen, während die Europäische Union 24 Stunden für ein herkömmliches natives Olivenöl extra vorgibt. Je schneller aber die Oliven verarbeitet werden, desto besser schmeckt das Öl und umso gesünder ist es.
Die EU schreibt beim Pressen eine Maximaltemperatur von 27 C° vor.
Bis zu dieser Temperatur können extra native Olivenöle gepresst werden.
Premium-Hersteller pressen ihr Öl aber häufig bei 19 - 21 C°. Das Ergebnis ist mehr Aroma,
mehr Geschmack und mehr gesunde Nährstoffe für unseren Körper.
Dafür ist der Ertrag der Produzenten geringer und das native Olivenöl extra folglich teurer.
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Die Herstellung eines guten extra nativen Olivenöls
So wird bestes natives Olivenöl extra in Premium-Qualität hergestellt,
dass besser als die gesetzliche Anforderung ist:
1. Die Oliven werden so früh geerntet, daß die Oliven gerade ihre Farbe von grün zu braun wechseln. Dadurch hat der Ölbauer zwar weniger Ölertrag (denn der Ölgehalt in grünen Oliven ist wesentlich geringer als in schwarzen Oliven), aber dafür mehr Geschmack und gesunde Nährstoffe in der Olive.
2. Die Oliven müssen schonend (und damit mühsamer) geerntet werden, damit sie nicht verletzt werden. Verletzte Oliven fangen schnell an zu oxidieren und das schmeckt man. Automatisierte Erntemaschinen sind tabu.
3. Die Oliven für ein extra natives Olivenöl dürfen nur vom Baum geerntet werden. Überreife Oliven, die bereits vom Baum fallen, oder Oliven, die seit Tagen im Netz am Boden liegen, gehören keinesfalls in ein Premium-Öl.
4. Nach der Ernte müssen die Oliven möglichst schnell verarbeitet werden. Bestenfalls innerhalb von ein paar Stunden, maximal innerhalb von 12 Stunden.
5. Die Oliven dürfen nicht in luftdichten Säcken verschnürt werden, sondern müssen in luftdurchlässigen Jutesäcken oder in Kisten transportiert werden.
6. Die Oliven für natives Olivenöl extra müssen in modernen und kostspieligen Ölmühlen mit luftdichten Malaxierkessel, zwei-Phasen-Decanter unter Vermeidung von Wasserzusatz und bei niedriger Temperatur (18-27° Grad) verarbeitet werden
7. Das Öl sollte gefiltert werden, da sich in den Olivenschwebestoffen Wasserreste und Mikroorganismen befinden, die schädlich für die Qualität sind.
8. Natives Olivenöl extra muss in absoluter Dunkelheit in Edelstahltanks gelagert werden. Außerdem muss Sauerstoff ausgeschlossen werden.
9. Hygiene: Die Maschinen müssen regelmäßig geputzt werden, was eine Stilllegung der Produktion erfordert.
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Der Geschmack eines guten extra nativen Olivenöls
Vollwertiges natives Olivenöl extra in Premium-Qualität ist frisch und duftet, als wäre man auf einer frisch geschnitten Wiese und besitzt eine große Aromenvielfalt. Natürlich kommen nicht immer alle Aromen in einem Olivenöl gleichzeitig vor. Welche Aromen letztendlich dominieren hängt von der Olivensorte,
des Standortes der Olivenbäume und der Verarbeitung ab.
Primäraromen
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Frisch gemähtes Gras
Unreife grüne Olive
Grüne unreife Mandeln
Artischocken
Strauchtomaten
Tomatenblatt
Distel
Sekundäraromen
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Wildkräuter z.B. Thymian
Grüner Apfel
Stangensellerie
Schwarzer Pfeffer
Rosmarin
Minze
Zitrusfrucht
Feldsalat
Chicorée
Natives Olivenöl extra: Der Eindruck am Gaumen
Ein gutes natives Olivenöl extra hinterlässt Eindruck in Mundhöhle, Rachen und Hals. Das tut es mit Bitter- und Schärfenoten. Und dabei gilt: Je niedriger der Ölsäurewert, und somit gesünder ein Öl ist, desto intensiver ist der Eindruck dieser Noten. Grund sind die wertvollen Polyphenole,
die in hochwertigen Olivenölen in größerer Menge vorkommen können.
Schärfe und Bitterkeit kann langanhaltend sein oder auch nur dezent und flüchtig.
Für den ungeübten Gaumen mag ein gutes extra natives Olivenöl befremdlich wirken, da wir nördlich der Alpen eher milde Fette gewohnt sind, doch es lohnt sich, seinen Gaumen zu schulen. Hat man erstmal die geschmacklichen Vorzüge eines guten extra nativen Olivenöls erkannt, schmeckt das Essen nicht mehr ohne. Vor allem dann, wenn man bemerkt, dass Olivenöl nicht nur eine ölige Zutat auf den Teller ist,
sondern jedes Gericht ins Rampenlicht stellt.
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Kann man mit extra nativem Olivenöl braten?
Ja! Natives Olivenöl extra ist zum Braten optimal. Durch den hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren besitzt gefiltertes Olivenöl einen hohen Rauchpunkt von 180 C°. Positiver Nebeneffekt: Die Polyphenole im nativen Olivenöl extra schützen nicht nur unseren Körper, sondern auch die Vitamine im Gemüse, wenn es in der Pfanne brät. Damit ist das Braten mit Olivenöl auch von gesundheitlichem Vorteil. Nur einen Wehmutstropfen gibt es: Beim Braten verliert das Olivenöl sein schönes Aroma. Außerdem ist es besser zum schnellen Anbraten, z.B. von Steaks, bei sehr hohen Temperturen, ein spezielles Bratöl zu verwenden.
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Wie gesund ist natives Olivenöl extra?
Natives Olivenöl extra ist umso gesünder, umso höher die Qualität, dh. je niedriger die Ölsäure ist, denn umso mehr gesunde Antioxidantien, Polyphenole und Vitamine stecken in dem Olivenöl.
Bezeichnungen für natives Olivenöl extra in anderen Ländern
🇬🇷 Griechisch: Έξτρα παρθένο ελαιόλαδο
🇮🇹 Italienisch: Olio extra vergine di oliva
🇪🇸 Spanisch: Aceite de oliva virgen extra
🇬🇧 Englisch: Extra virgin olive oil
🇫🇷 Französisch: Huile d´olive extra vierge
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