In Griechenland beginnen die orthodoxen Gläubigen, 40 Tage vor Weihnachten,
mit der traditionellen fleisch- und milchlosen Fastenzeit.
Die Griechen feiern Weihnachten am 25. Dezember. Die Städter fahren dafür zu ihren Ursprungs-Familien aufs Land oder auf die Inseln. Die Fähren, Flugzeuge und Busse sind dann unglaublich voll und auf den Dorfplätzen und Kneipen tobt das Leben.
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Traditionell werden in Griechenland zum Weihnachtsfest kleine Schiffe geschmückt. Auf diese Weise wird an die vielen Seefahrer gedacht, die auf den Weltmeeren unterwegs sind.
Hellas ist seit der Antike eine Schiffahrts-Nation
und auch heute noch verdienen viele Griechen mit der Seefahrt ihr Geld.
Diese Tradition zeigt die Verbundenheit mit dem Meer,
steht aber auch in Zusammenhang mit der dem orthodoxen Glauben.
Oft wird daher die Kirche durch ein Schiff symbolisiert.
Hier kamen Weihnachtsbäume erst nach und nach in Mode, als 1833 der deutsche König Otto aus dem Hause Wittelsbach, zum griechischen König gekrönt wurde, denn im gleichen Jahr wurde in seinem Haus in Nafplion, auf der Peleponnes, der erste Weihnachtsbaum geschmückt.
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Die Schiffchen wurden allerdings in den letzten 20 Jahren immer mehr von den Weihnachtsbäumen verdrängt. Diese sind fast immer aus Plastik, eigentlich sehr umweltschonend, denn der Baum kann Jahr für Jahr wieder verwendet werden.
Wir z. B. stellen Zuhause seit 22 Jahren den gleichen "Tannenbaum" auf.
Die meisten Weihnachtsbäume sind sehr bunt geschmückt und haben fast immer farbig blinkende Lichterketten, teilweise mit eingebauter musikalischer Untermalung
was manchmal sehr kitschig (und nervig) sein kann.
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Am Morgen des 24. Dezembers ziehen Kinder singend, mit Glöckchen, Triangeln und Trommeln, von Haus zu Haus. Sie singen Lieder, sogenannte Kalandas, zur Ankündigung der Geburt Christi und sollen den Bewohnern Glück und Segen bringen. Für dieses Vorsingen werden die Kinder reichlich mit Süßigkeiten, aber heutzutage hauptsächlich mit Geldmünzen, beschenkt. Als ich noch meine kleinen Klamotten-Laden hatte, war es mir am 24. Dezember immer eine besondere Freude zu arbeiten, denn die Vorsänger*innen gaben sich die Türklinken in die Hand.
Damit alle gleich fair entlohnt werden, habe ich über das Jahr hinweg
immer 50 Cent und 1 € Münzen speziell für diesen Tag gesammelt.
Bei Verwanten vorzusingen wird immer besonders großzügig belohnt und ausgiebig zelebriert.
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Am Abend des 24. Dezember sind die Tische reichlich mit getrockneten Feigen,
Nüssen, Rosinen und Mandeln gedeckt.
Als Weihnachtsgebäck gibt es 2 Sorten: Melomakárona, ein traditionelles Weihnachtsgebäck, das hauptsächlich aus Mehl, gutem Olivenöl und Thymianhonig hergestellt wird,
und Kourabiédes: Plätzchen aus Olivenöl mit gehackten
Mandeln und mit Puderzucker bestreut.
Beide Sorten sind ausgesprochen köstlich, aber die Kourabiedes kann man fast nicht essen, ohne sich mit Puderzucker zu bekleckern, daher wird das Plätzchen mit einer Serviette gereicht.
Anderes Weihnachtsgebäck wird nicht angeboten, auch nicht in den Supermärkten (ausser Lidl). Manche Familien gehen dann um Mitternacht gemeinsam in die Weihnachtsmesse.
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Der 25. Dezember ist auch in Griechenland ein Feiertag. Die Menschen besuchen ihre Verwandten und Freunde und feiern gemeinsam das Ende der Fastenzeit. Zu Mittag dürfen endlich wieder kulinarische Köstlichkeiten, wie beispielsweise
Truthahn gegart in Olivenöl genossen werden.
Im Normalfall beschenken sich die Griechen am 24. und 25. Dezember nicht, die Bescherung findet erst am 1. Januar statt, aber auch hier geht der Trend immer mehr zu
den westlichen Gebräuchen, was auch an Social Media liegen könnte.
Namenstage am 25.12.: Christos, Christina, Chryssa, Chrisavgi
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Neujahr ist wesentlich bedeutungsvoller als Weihnachten und auch hierzulande wird der Jahreswechsel gefeiert. Die Familie trifft sich am Abend des 31. Dezembers zu einem Festessen mit Schweine-, Lamm- und Ziegenfleisch. Danach wird bis Mitternacht Karten gespielt oder gewürfelt. Dann gehen die älteren Familienmitglieder ins Bett
und die Jüngeren bis zum Morgengrauen in die Bars,
denn dort trifft man verläßlich auf frühere Klassenkammeraden und alte Freunde.
Es wird getanzt und gefeiert und Neuigkeiten ausgetauscht.
Silvester-Böller werden auf Kreta selten in den Himmel geschossen,
was sehr angenehm und unweltschonend ist.
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Wie in vielen Kulturen bäckt man auch in Griechenland
einen speziellen Neujahrskuchen – die Vasilópita, der am 1. Januar, im Beisein der gesamten Familie, angeschnitten wird. Wer keine Lust hat ihn selbst zu backen,
kann in den meisten Bäckereien ein mehreren Varianten vorbestellen:
in unserer Bäckerei am Ort entweder in Stern- oder Tannenbaumform.
Bevor der Kuchen jedoch gegessen wird, wird er erst 2x mit dem Messer leicht „gekreuzt", also im Puderzuckerbelag ein Kreu z angedeutet.Erst dann werden die Stücke geschnitten
und in folgender Reihenfolge aufgeteilt:
Zuerst kommen die Heiligen dran (Christus, Maria oder den Heiligen Vassilios), dann das Haus, gefolgt vom Herrn und der Herrin des Hauses. Nach und nach sind dann auch die restlichen Familienmitglieder an der Reihe. Es werden auch Stücke für fehlende Personen, die einem besonders am Herzen liegen und die nicht anwesend sein können, reserviert.
Die Kinder sind immer mega genervt, wenn die Heiligen die Münze bekommen! 😂
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Die Tradition des Vasilópita geht auf eine alte Legende um das Jahr 400 n. Chr. zurück: Ein römischer Präfekt erhob so hohe Steuern, dass es den Armen unmöglich war, diese Summe zu bezahlen. Also bat der Bischof Vassilios die Reichen um Spenden. Tatsächlich kam so viel zusammen, dass der Bischof die gesamte Summe überreichen konnte. Das rührte den Präfekten dann doch so sehr, dass er von seiner Forderung abließ. Nun wusste Vassilios natürlich nicht mehr, wer was gespendet hatte, also ließ er Schmuck und Münzen in Kuchen einbacken und verteilte sie an die Armen – so haben sie zu Essen und nebenbei ein kleines Vermögen bekommen. Das Familienmitglied, welches das, in den Kuchen eingebackene, Geldstück findet, ist im neuen Jahr mit Glück gesegnet. Zu Neujahr wird daher der heilige Vassilios gefeiert und verehrt, er ist das Gegenbild des uns bekannten Nikolaus.
Und endlich gibt es auch die heißerwarteten Geschenke und zwar nicht unter dem Weihnachtsbaum, sondern traditionellerweise unter dem Bett.
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Da ich selbst als Kind den Heiligabend in Deutschland immer als besonders aufregend und schön empfunden habe, wollte ich das meinen Kindern nicht vorbehalten. Wir haben zwar auch schon ab Anfang Dezember die geschmückte Plastiktanne im Wohnzimmer stehen (ohne blinkende Lichter) aber am Abend des 24. Dezember liegen dann, ganz deutsch, die Geschenke unter dem Baum und es gibt leckeres Weihnachtsessen. Die griechische Familie hat sich da angepasst und gibt uns auch ihre Geschenke schon vor Heiligabend, damit wir sie unter den Baum legen können. Am 1. Januar gibt es dafür nur eine sympolische Kleinigkeit für jeden.
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Die Zeit zwischen Heiligabend und dem Epiphaniefest am 6. Januar, der Taufe Christi ((ein equivalent zum deutschen "Heilige Drei Könige") heißt Dodekaimero (12
Tage). Während des Dodekaimero treiben dem Volksglauben zufolge, die Kalikantzari ihr Unwesen. Sie sind behaarte Wichtel, die Nachts die Häuser der schlafenden Menschen aufsuchen und alles essen,
was sie finden können. Das ganze restliche Jahr sitzen sie unter der Erde und versuchen, den Baum der die Welt trägt, anzunagen. Kurz vor sie mit ihren Bemühungen am Ziel sind, kommt jedoch stets
der Heiligabend und die Gerüche der Festtagsvorbereitungen locken sie an die Erdoberfläche. Wenn sie dann von den Festtagslichtern des 6. Januar in ihre Höhle zurück getrieben werden, ist der
Baum wieder erstarkt und die Wichtel müssen von vorne beginnen. Diese Geschichte wurde meinen Kindern im Kindergarten erzählt und hat nicht zu ihrer inneren Ruhe beigetragen. 🧙🏼
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Das Epiphania-Fest am 6. Januar, das „Fest der Erscheinung des Herrn“, ist das älteste im Kalender festgeschriebene Fest der Orthodoxen Kirche und wurde schon um 300 n.Chr. im Osten gefeiert. Bis heute feiert die Orthodoxe Kirche an diesem Tag die Taufe Jesu
und dabei werden auch die Gewässer geweiht.
Am Meer, Fluss oder See taucht der örtliche Pope ein (an einem Band angebundenes) Kreuz dreimal ins Wasser. Danach springen Freiwillige (ausschließlich junge Männer) in die kalten Fluten und tauchen das Kreuz wieder heraus. Das bedeutet ein glückliches Jahr für den Gewinner, das damit beginnt, dass er das Kreuz auf ein silbernes Tablett legt
und damit von Haus zu Haus geht und um Geldspenden bittet.
Das größte dieses Festes wird im Hafen von Piräus gefeiert, an dem hochrangige Politiker und Vertreter der Streitkräfte teilnehmen.
Am 6. Januar feiern Theofanis, Fotis, Fanis, Fotini und Fani ihre Namenstage.
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🎄 Frohe Weihnachten und ein fröhliches, herzliches und friedliches neues Jahr 🎄
Auch Sigi (Mittwoch, 21 Dezember 2022 21:10)
So wunderschön erzählt! Man kann es sich sehr gut vorstellen und sogar schmecken. Vielen Dank! und frohe Feste rund um das neue Licht!
Alexandra (Mittwoch, 21 Dezember 2022 17:51)
Liebe Sigi, auch wir wünschen frohe Weihnachten und schöne Feiertage. Vielen Dank für Deine so nett erzählten griechischen Weihnachtsbräuche. Alles Liebe und Gute auch fürs neue Jahr.
Liebe Grüße
Alex und Norbert
hendrik (Mittwoch, 21 Dezember 2022)
das hast du sehr schön geschrieben! danke fürs teilen x